News 2021

#2 : Viertägige Schlammschlacht im Schwarzwald

05.08. - 08.08.2021: Rothaus Bike Giro

Am Donnerstag ging es los mit einer 65km langen Etappe. Am Anfang war das Feld noch dicht beisammen und alles war ziemlich hektisch. Nach einer eher flachen Anfangsphase, ging es in den ersten Aufstieg. Dort musste ich die Spitzengruppe ziehen lassen und war fortan auf Position 4 alleine unterwegs. In der Mitte des Rennens fing es heftig an zu regnen, genau dann, als es 10km lang mehr oder weniger bergrunter ging. Die Trails verwandelten sich zu einem Bergbach, es wurde richtig kalt und viel sah man nicht mehr. Mit den letzten 15km ins Ziel kam zwar wieder etwas besseres Wetter, aber mir ging langsam die Energie aus. Aufgrund dessen und weil sich eine Konkurrentin nicht an die Spielregeln hielt (sie fuhr die gesamte Fläche im Windschatten der Männer, was nicht erlaubt ist) musste ich den 4. Platz noch hergeben und wurde somit 5. Es sollte aber das einzige „Minitief“ bleiben. 

 

Am zweiten Tag präsentierte sich das Rennen ähnlich. Im ersten langen Aufstieg wurde selektioniert. Das Tempo der Spitze konnte ich nicht mitgehen, fand aber auf Position 4 einen guten Rhythmus. Dann kam der zweite Aufstieg in der Nähe der Hochfirstschanze in Titisee. Er war lang, steil und wurzelig. Ich hatte einen guten Tritt und konnte ein Mann nach dem anderen überholen. Motiviert trat ich in die Pedalen und bald hatte ich auch die Drittplatzierte in Sichtweite, welche ich sogleich überholte und distanzierte. Den 3. Platz brachte ich dann auch sicher bis ins Ziel. 

 

Am dritten Tag warteten nochmals über 2000 Höhenmeter auf uns. Mein Ziel war es, bis zur ersten Verpflegung bei Kilometer 25 an der Spitze dran zu bleiben. Der Plan ging auf und so gingen wir zu viert in den ersten langen Aufstieg. Es wurde sogleich ordentlich aufs Gaspedal gedrückt. Das Tempo war mir zu hoch und so musste ich das Trio ziehen lassen. Die restlichen 40km war ich zwar alleine unterwegs, kam aber weiterhin gut voran und als 4. über die Ziellinie. 

 

Und dann folgte auch schon die Schlussetappe, bei der es von den ersten Kilometern ziemlich zur Sache ging. Ich war im Spitzentrio unterwegs und half mit, den Abstand zum Rest des Feldes so schnell wie möglich zu vergrössern. Das Tempo war extrem und so musste ich einmal abreissen lassen. Bei Kilometer 35 ging es in den langen Aufstieg. Im Nacken hatte ich die Vize-Weltmeisterin von 2019, die am Berg richtig viel Power hat. Wollte ich den 3. Rang verteidigen, dann musste ich nun ordentlich Gas geben. Einfach nicht zurückblicken und so schnell wie möglich die nächsten 10km den Berg hoch, dachte ich mir. Es war ein „Überlebenskampf“. Meine Beine fühlten sich aber richtig gut an und so konzentrierte ich mich nur darauf, ein Mann nach dem anderen vor mir aufzuholen. Und dann war tatsächlich die Tafel in Sichtweite, welche die letzten 5km ankündigte. Es ging jetzt praktisch nur noch bergab, über viele schlammige und wurzelige Trails. Ich wusste, dass ich da stärker bin als meine direkte Verfolgerin und den dritten Rang nun nur noch sicher ins Ziel bringen musste. Die letzten 5km waren dann wirklich nochmals zum Geniessen und so konnte ich zum Abschluss erneut aufs Podest fahren. 

 

Nach 255Kilometern, 7100 Höhenmetern, 13 Stunden Rennzeit im Schlamm und zwei Podestplätzen konnte ich mir den vierten Rang in der Gesamtwertung sichern. 



#3 : Silber an den Schweizer-Meisterschaften

26.09.2021: Schweizer-Meisterschaft Marathon, Einsiedeln

Guten Mutes aber auch etwas nervös stellte ich mich in Einsiedeln an die Startlinie. Es soll ein langer Tag werden. Die Strecke ist mit 100 Kilometern und 3700 Höhenmetern physisch ziemlich anspruchsvoll. 

Nach dem Start geht es die ersten 8km flach und bergrunter an den Fuss des ersten Anstieges. Da alle Kategorien zusammen starten, ist da sehr viel Vorsicht geboten, damit keine schlimmen Massenstürze entstehen. Heil durchgekommen, setzte ich mich dann im Aufstieg mit der Topfavoritin Ariane Lüthi ab. Solange wie möglich an ihrem Hinterrad bleiben war das Ziel. Die ersten vier Anstiege liefen richtig gut, ich hatte super Beine und es lief alles nach Plan. Am Schluss des vierten Aufstieges in einem Steilstück konnte ich Arianes Hinterrad nicht mehr halten und es tat sich eine Lücke auf. In der Hitze des Gefechts machte ich noch einen Schaltfehler und schon war sie weg. Im nächsten Aufstieg versuchte ich alles, kam nochmals näher ran, aber konnte die Lücke nicht mehr schliessen. Somit war ich fortan alleine unterwegs, ausgerechnet über die lange Fläche in Studen. Der Plan wäre gewesen, dies zu vermeiden, aber naja, jetzt musste ich mich eben alleine über die das lange Flachstück kämpfen. Danach wartete der längste, knapp 15km lange Aufstieg und für mich begann das grosse Leiden. Zwischenzeitlich viel ich auf Rang 3 zurück und meine Beine fühlten sich immer schwerer an. Ich liess mich aber nicht abschütteln, verlor zwar in den Aufstiegen etwas Zeit, konnte die Lücke in den Abfahrten aber immer wieder schliessen. Was ich während dem Rennen nicht bemerkte, die Dame, mit der ich angeblich um Rang 3 kämpfe, fuhr gar nicht in meiner Kategorie. Auf Rang 3 in meiner Kategorie hatte ich über 15 Minuten Vorsprung… 

Gegen Ende des Rennens konnte ich mich zum Glück von meiner Krise erholen und auf den letzten 10km nochmals über mich hinauswachsen. Ich schüttelte meine direkte Verfolgerin noch ab, drückte die letzten zwei Anstiege so schnell wie möglich hoch und konnte nach knapp 5,5 Stunden überglücklich die Ziellinie als Vize-Schweizermeisterin überqueren!









#4 : Eine unvergessliche WM-Premiere

02.10.2021: Marathon Weltmeisterschaft, Capoliveri (Elba)

Ein spezieller Moment war es schon, als ich mir erstmals das Trikot der National-mannschaft überstreifen durfte. So machte ich mich gut gelaunt, aber auch etwas nervös, auf den Weg zur Startlinie. Mit Startnummer 27 konnte ich mich in der dritten Reihe des 50-köpfigen Feldes aufstellen. Dann endlich kam der ersehnte Startschuss. 

Ich erwischte einen sehr guten Start und war eine kurze Zeit etwa an dritter Position ;-). Nach einer 2km langen und schon mal ordentlich steilen Startschlaufe ging es auf die 35km lange Runde, welche wir zweimal zu absolvieren hatten. 

Im ersten Anstieg fand ich eine gute Gruppe, die aus etwa sieben Fahrerinnen bestand. Ich hatte super Beine und es lief alles nach Plan. Trotz Anstrengung konnte ich die erste Runde wirklich geniessen. Die Strecke war wunderschön, mit vielen (teilweise richtig steilen) Aufstiegen und coolen Abfahrten, die das Mountainbikerherz einfach höher schlagen lässt. 95% der Strecke ist auf Trails und die Kulisse an der Küste einmalig - mal schauen, ob diese Strecke jemals getoppt werden kann. 

Zurück zum Rennen: Unsere Gruppe wurde im Verlaufe der ersten Runde immer kleiner und am Ende waren wir nur noch zu zweit unterwegs. Die letzten zwei Kilometer der Runde führen die „Wall of Legends“ hoch. Es wurde nun richtig steil. Anderthalb Minuten gab es eine fast 30% Steigung, gefolgt von etwa 5 Minuten mit fast 20% Steigung (mein Geheimtipp für den nächsten Elba-Urlaub ;-)… Einfach eine Pedalumdrehung nach der anderen und so war ich irgendeinmal auch oben. 

Danach ging es auf die zweite Runde. Meine Beine wurden etwas schwerer, drehten aber immer noch sehr gut. Leider bekam ich Magenprobleme, die mir auf der zweiten Runde etwas zu schaffen machten. Vor allem konnte ich nicht mehr so viele Kohlenhydrate aufnehmen, was ich später noch zu spüren bekam. Abgesehen davon lief es aber weiterhin gut. In einem Aufstieg musste ich meine Konkurrentin ziehen lassen, konnte aber zu einer anderen Fahrerin aufschliessen und mit ihr zusammen fahren. Wenn man immer jemand auf Sichtkontakt hat, fällt mir persönlich das Fahren deutlich einfacher. So kam ich gut über die Distanz und konnte meine direkte Gegnerin im letzten längeren Aufstieg etwas distanzieren. Dann ging es das zweite Mal die „Wall of Legends“ hoch, ehe noch eine 8km lange Schlaufe bis ins Ziel wartete. Da ich auf der zweiten Runde sicherlich zu wenig ass, gingen mir langsam aber sicher die Kräfte aus und das grosse Leiden begann. Einen Platz musste ich wieder hergeben, doch dann war das Städtchen Capoliveri in Sicht und ich dachte, ich könne nun bald über die Ziellinie fahren. Haha, falsch gedacht, denn plötzlich ging es nochmals knapp einen Kilometer (steil!) bergrunter. Mein einziger Gedanke: „Janina, das musst du gleich alles wieder hoch…“ Und ja, auf dem letzten Kilometer bis ins Ziel wurde es ein weiteres Mal richtig steil. Mit über 80km und 3200 Höhenmeter in den Beinen kann so ein Kilometer ganz schön lang sein. Ich litt. Aber die Zuschauer machten das Ganze einfach unvergesslich. Sie schrien sich, wie schon an zig anderen Stellen der Strecke, die Kehle aus dem Hals, um uns anzufeuern – grazie mille!!! 

Und dann kamen sie, die letzten Meter bis ins Ziel! Mit den Fans am Streckenrand abklatschen und einem grossen Lächeln im Gesicht über die Ziellinie rollen. 

Nach der Zieldurchfahrt lag ich erstmals eine Zeit erschöpft auf dem Boden. Ich war am Ende meiner Kräfte aber auch einfach nur glücklich und zufrieden mit meiner Leistung. Dass ich bei meiner WM-Premiere gleich die Top 20 knacke und auf den 18. Rang fahre, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. 

Und so ging ein emotionaler, ereignisreicher und unvergesslicher Tag zu Ende. Ein Rennen auf einer einmaligen Strecke, die kaum zu überbieten ist, vor einer atemberaubender Kulisse und einem fantastischen Publikum!









#1 : Erkundungstour durch das Engadin

02.07. - 04.07.2021: Engadin Bike Giro

Etappe 1: St. Moritz – Silvaplana 

Am Freitag startete ich ins Abenteuer “Etappenrennen”. Nach dem Start mitten in St. Moritz kam zuerst eine kurze Abfahrt, ehe es in den ersten von mehreren Anstiegen ging. Ich positionierte mich als Dritte und kam gut voran. Leider wurde ein Grossteil des Feldes falsch geleitet, sodass wir eine unfreiwillige Schlaufe machten und es zu Stau in den Singeltrails kam. Statt Dritte war ich nun Drittletzte. Doch relativ schnell konnte ich mich auf den vierten Platz zurückkämpfen. Auf einer schönen Singeltrailabfahrt von der Alp Suvretta hatte ich Platz drei in Sichtweite. Im zweitletzten, steilen Anstieg konnte ich die Lücke zufahren und mich sogleich distanzieren. Auf den letzten 13 Kilometer gab ich nochmals alles und konnte den dritten Platz sicher ins Ziel bringen. 

 

Etappe 2: Celerina – Silvaplana 

Über 2500 Höhenmeter und 65 Kilometer standen am zweiten Tag auf dem Programm. Zwei 10km lange und teilweise ziemlich steile Aufstiege gab es zu bewältigen. Ich bin mir weder solch lange Aufstiege noch zwei Renntage hintereinander gewohnt. So schockte ich meinen Körper einmal ordentlich. Nach dem Start in Celerina ging es erstmals nur berghoch. Die zweite Etappe war für mich von Anfang an eher ein Leiden. Meine Beine fühlten sich ziemlich schwer an und ich hatte Mühe, in einen guten Rhythmus zu kommen. Doch die Strapazen berghoch wurden mit wunderschönen Singeltrailabfahrten belohnt. Ich kämpfte mich durch und überquerte als 5. die Ziellinie. Leider verlor ich aber viel Zeit auf die Spitze. 

 

Etappe 3: Silvaplana – Silvaplana 

Wenn der zweite Tag schon so hart ist, dann kann es am dritten Tag ja heiter werden. Doch ein neuer Tag, ein neues Glück, ging es mir auf der Schlussetappe wieder viel besser. Nach einem langen Flachstück um den Silvaplanersee folgten ein paar kurze Anstiege. Ich war immer auf Sichtweite mit der Viertplatzierten, konnte die Lücke aber nicht schliessen. Im längeren Aufstieg nach Salastrains verlor ich den Sichtkontakt, kam aber in meinem Rhythmus recht gut vorwärts. Am Schluss der Etappe wartete nochmals ein 10km langes Flachstück um den Silvaplanersee. Ich fuhr ganz alleine und kämpfte mich erstmals gegen den starken Gegenwind. Nach dem Wendepunkt freute ich mich auf viel Rückenwind und konnte wieder als 5. in der Tages- und auch Gesamtwertung das Ziel überqueren. 

Übersicht News 2021

# 1: Erkundungstour durch da Engadin
# 2: Viertägige Schlammschlacht im Schwarzwald
# 3: Silber an den Schweizer-Meisterschaften
# 4: Eine unvergessliche WM-Premiere