News 2021

#13 : Eine unvergessliche WM-Premiere

02.10.2021: Marathon Weltmeisterschaft, Capoliveri (Elba)

Ein spezieller Moment war es schon, als ich mir erstmals das Trikot der National-mannschaft überstreifen durfte. So machte ich mich gut gelaunt, aber auch etwas nervös, auf den Weg zur Startlinie. Mit Startnummer 27 konnte ich mich in der dritten Reihe des 50-köpfigen Feldes aufstellen. Dann endlich kam der ersehnte Startschuss. 

Ich erwischte einen sehr guten Start und war eine kurze Zeit etwa an dritter Position ;-). Nach einer 2km langen und schon mal ordentlich steilen Startschlaufe ging es auf die 35km lange Runde, welche wir zweimal zu absolvieren hatten. 

Im ersten Anstieg fand ich eine gute Gruppe, die aus etwa sieben Fahrerinnen bestand. Ich hatte super Beine und es lief alles nach Plan. Trotz Anstrengung konnte ich die erste Runde wirklich geniessen. Die Strecke war wunderschön, mit vielen (teilweise richtig steilen) Aufstiegen und coolen Abfahrten, die das Mountainbikerherz einfach höher schlagen lässt. 95% der Strecke ist auf Trails und die Kulisse an der Küste einmalig - mal schauen, ob diese Strecke jemals getoppt werden kann. 

Zurück zum Rennen: Unsere Gruppe wurde im Verlaufe der ersten Runde immer kleiner und am Ende waren wir nur noch zu zweit unterwegs. Die letzten zwei Kilometer der Runde führen die „Wall of Legends“ hoch. Es wurde nun richtig steil. Anderthalb Minuten gab es eine fast 30% Steigung, gefolgt von etwa 5 Minuten mit fast 20% Steigung (mein Geheimtipp für den nächsten Elba-Urlaub ;-)… Einfach eine Pedalumdrehung nach der anderen und so war ich irgendeinmal auch oben. 

Danach ging es auf die zweite Runde. Meine Beine wurden etwas schwerer, drehten aber immer noch sehr gut. Leider bekam ich Magenprobleme, die mir auf der zweiten Runde etwas zu schaffen machten. Vor allem konnte ich nicht mehr so viele Kohlenhydrate aufnehmen, was ich später noch zu spüren bekam. Abgesehen davon lief es aber weiterhin gut. In einem Aufstieg musste ich meine Konkurrentin ziehen lassen, konnte aber zu einer anderen Fahrerin aufschliessen und mit ihr zusammen fahren. Wenn man immer jemand auf Sichtkontakt hat, fällt mir persönlich das Fahren deutlich einfacher. So kam ich gut über die Distanz und konnte meine direkte Gegnerin im letzten längeren Aufstieg etwas distanzieren. Dann ging es das zweite Mal die „Wall of Legends“ hoch, ehe noch eine 8km lange Schlaufe bis ins Ziel wartete. Da ich auf der zweiten Runde sicherlich zu wenig ass, gingen mir langsam aber sicher die Kräfte aus und das grosse Leiden begann. Einen Platz musste ich wieder hergeben, doch dann war das Städtchen Capoliveri in Sicht und ich dachte, ich könne nun bald über die Ziellinie fahren. Haha, falsch gedacht, denn plötzlich ging es nochmals knapp einen Kilometer (steil!) bergrunter. Mein einziger Gedanke: „Janina, das musst du gleich alles wieder hoch…“ Und ja, auf dem letzten Kilometer bis ins Ziel wurde es ein weiteres Mal richtig steil. Mit über 80km und 3200 Höhenmeter in den Beinen kann so ein Kilometer ganz schön lang sein. Ich litt. Aber die Zuschauer machten das Ganze einfach unvergesslich. Sie schrien sich, wie schon an zig anderen Stellen der Strecke, die Kehle aus dem Hals, um uns anzufeuern – grazie mille!!! 

Und dann kamen sie, die letzten Meter bis ins Ziel! Mit den Fans am Streckenrand abklatschen und einem grossen Lächeln im Gesicht über die Ziellinie rollen. 

Nach der Zieldurchfahrt lag ich erstmals eine Zeit erschöpft auf dem Boden. Ich war am Ende meiner Kräfte aber auch einfach nur glücklich und zufrieden mit meiner Leistung. Dass ich bei meiner WM-Premiere gleich die Top 20 knacke und auf den 18. Rang fahre, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. 

Und so ging ein emotionaler, ereignisreicher und unvergesslicher Tag zu Ende. Ein Rennen auf einer einmaligen Strecke, die kaum zu überbieten ist, vor einer atemberaubender Kulisse und einem fantastischen Publikum!









#12 : Silber an den Schweizer-Meisterschaften

26.09.2021: Schweizer-Meisterschaft Marathon, Einsiedeln

Guten Mutes aber auch etwas nervös stellte ich mich in Einsiedeln an die Startlinie. Es soll ein langer Tag werden. Die Strecke ist mit 100 Kilometern und 3700 Höhenmetern physisch ziemlich anspruchsvoll. 

Nach dem Start geht es die ersten 8km flach und bergrunter an den Fuss des ersten Anstieges. Da alle Kategorien zusammen starten, ist da sehr viel Vorsicht geboten, damit keine schlimmen Massenstürze entstehen. Heil durchgekommen, setzte ich mich dann im Aufstieg mit der Topfavoritin Ariane Lüthi ab. Solange wie möglich an ihrem Hinterrad bleiben war das Ziel. Die ersten vier Anstiege liefen richtig gut, ich hatte super Beine und es lief alles nach Plan. Am Schluss des vierten Aufstieges in einem Steilstück konnte ich Arianes Hinterrad nicht mehr halten und es tat sich eine Lücke auf. In der Hitze des Gefechts machte ich noch einen Schaltfehler und schon war sie weg. Im nächsten Aufstieg versuchte ich alles, kam nochmals näher ran, aber konnte die Lücke nicht mehr schliessen. Somit war ich fortan alleine unterwegs, ausgerechnet über die lange Fläche in Studen. Der Plan wäre gewesen, dies zu vermeiden, aber naja, jetzt musste ich mich eben alleine über die das lange Flachstück kämpfen. Danach wartete der längste, knapp 15km lange Aufstieg und für mich begann das grosse Leiden. Zwischenzeitlich viel ich auf Rang 3 zurück und meine Beine fühlten sich immer schwerer an. Ich liess mich aber nicht abschütteln, verlor zwar in den Aufstiegen etwas Zeit, konnte die Lücke in den Abfahrten aber immer wieder schliessen. Was ich während dem Rennen nicht bemerkte, die Dame, mit der ich angeblich um Rang 3 kämpfe, fuhr gar nicht in meiner Kategorie. Auf Rang 3 in meiner Kategorie hatte ich über 15 Minuten Vorsprung… 

Gegen Ende des Rennens konnte ich mich zum Glück von meiner Krise erholen und auf den letzten 10km nochmals über mich hinauswachsen. Ich schüttelte meine direkte Verfolgerin noch ab, drückte die letzten zwei Anstiege so schnell wie möglich hoch und konnte nach knapp 5,5 Stunden überglücklich die Ziellinie als Vize-Schweizermeisterin überqueren!









#11 : Tschüss Geisterrennen und Hallo Marathon

05.09. & 12.09.2021:
Weltcup Lenzerheide & Marathon World Series La Forestière


Der Heimweltcup auf der Lenzerheide ist immer etwas Besonderes und wenn nach zwei langen Jahren endlich wieder Zuschauer am Streckenrand stehen, dann ist es noch spezieller.

Bereits seit Dienstag war ich im Bündnerland und nutzte die Zeit, um auf der Strecke zu trainieren. 

Die Vorfreude stieg von Tag zu Tag und so stand ich topmotiviert an der Startlinie. Erwartungsgemäss war von der letzten Startreihe aus am Anfang etwas Geduld gefragt, da es in den ersten technischen Passagen wie immer staute. Danach wollte ich Gas geben und Positionen gut machen. Leider ging der Plan aber nicht ganz auf. Ich hatte Mühe mit der Atmung, fand nie wirklich in einen Rennrhythmus und blieb somit auf den hinteren Positionen sitzen. Der 59. Rang im Ziel war ziemlich frustrierend. Mein Rennen war zum Vergessen, aber die Stimmung am Streckenrand war einmalig und wird mir noch lange in bester Erinnerung bleiben. Danke Lenzerheide!

Vergangenen Sonntag nahm ich erstmals an einer Marathon World Series teil, quasi das Pendant zum Weltcup, einfach in der Disziplin Marathon. 75 Kilometer und 1600 Höhenmeter ging es quer durch den französischen Jura. Das Streckenprofil hatte es ziemlich in sich, ging es doch ständig hoch und runter. Einen wirklich langen Anstieg suchte man vergebens. 

Motiviert trat ich in die Pedalen und kam erstaunlicherweise richtig gut mit der Spitzengruppe mit. Zu fünft fuhren wir die ersten 10 Kilometer, bevor ein steiler Aufstieg selektionierte. Bis zur Hälfte konnte ich das hohe Tempo mitgehen, danach musste ich aber leider abreissen lassen. Bald verlor ich den Sichtkontakt und meine Energiereserven waren nach dem schnellen Start etwas sehr früh aufgebraucht. So wurden die folgenden drei Stunden eine ziemlich zähe Sache mit vielen Selbstgesprächen und Gedanken im Kopf. Ich fiel noch bis auf Rang 9 zurück und war ziemlich froh, als endlich die Ziellinie in Sichtweite war. 







#10 : Der Klassiker auf der Pferderennbahn

22.08.2021: Swiss Bike Cup Muttenz

Statt Pferd und Reiter stellten sich am Sonntag Fahrerinnen und Fahrer mit Mountainbikes an die Startlinie der Pferderennbahn in Muttenz. Das Teilnehmerinnenfeld war wenige Tage vor den Weltmeisterschaften gross und äusserst stark besetzt. 

In Basel geht es nach dem Start zuerst über eine Bahnrunde, bevor ein langer Teerabschnitt Richtung Wald folgt. Dort wartet der einzige Aufstieg, gefolgt von der Abfahrt mit Sprüngen und Steilwandkurven. Das Flachstück zurück zum Ziel ist mit vielen Kurven gespickt, ehe noch ein paar künstliche Hindernisse vor der Ziellinie warten. 

Der Start in Basel ist durch die lange Flachpassage immer hektisch. So auch dieses Jahr. Irgendwo im Mittelfeld fuhr ich die erste Runde und war froh, als sich das Feld im Aufstieg auseinanderzog und das Gedränge wieder abnahm.

Durch die praktisch flache Strecke ist das Rennen immer sehr taktisch und schnell. Vorteilhaft ist, wenn man in einer Gruppe fahren kann, um sich so die Führungsarbeit in der Fläche zu teilen. 

Ich erwischte einen richtig guten Tag und meine Beine drehten super. Ich war so auf das Rennen fokussiert und in meinem „Tunnel“, dass ich mich kaum noch an das Renngeschehen erinnern kann ;-). Was ich jedenfalls noch weiss, ist, dass ich mich stetig nach vorne arbeiten konnte. Auf der letzten Runde hatte ich eine Dreiergruppe in Sichtweite, welche ich mit einer Tempoverschärfung im Aufstieg komplett überholte. Eine dieser Gegnerinnen konnte ich aber nicht ganz distanzieren und von ihr musste ich mich im Schlusssprint noch geschlagen geben. Mit meinem 15. Platz in diesem topbesetzten Feld bin ich aber mehr als zufrieden. 





#9 : Viertägige Schlammschlacht im Schwarzwald

05.08. - 08.08.2021: Rothaus Bike Giro

Am Donnerstag ging es los mit einer 65km langen Etappe. Am Anfang war das Feld noch dicht beisammen und alles war ziemlich hektisch. Nach einer eher flachen Anfangsphase, ging es in den ersten Aufstieg. Dort musste ich die Spitzengruppe ziehen lassen und war fortan auf Position 4 alleine unterwegs. In der Mitte des Rennens fing es heftig an zu regnen, genau dann, als es 10km lang mehr oder weniger bergrunter ging. Die Trails verwandelten sich zu einem Bergbach, es wurde richtig kalt und viel sah man nicht mehr. Mit den letzten 15km ins Ziel kam zwar wieder etwas besseres Wetter, aber mir ging langsam die Energie aus. Aufgrund dessen und weil sich eine Konkurrentin nicht an die Spielregeln hielt (sie fuhr die gesamte Fläche im Windschatten der Männer, was nicht erlaubt ist) musste ich den 4. Platz noch hergeben und wurde somit 5. Es sollte aber das einzige „Minitief“ bleiben. 

 

Am zweiten Tag präsentierte sich das Rennen ähnlich. Im ersten langen Aufstieg wurde selektioniert. Das Tempo der Spitze konnte ich nicht mitgehen, fand aber auf Position 4 einen guten Rhythmus. Dann kam der zweite Aufstieg in der Nähe der Hochfirstschanze in Titisee. Er war lang, steil und wurzelig. Ich hatte einen guten Tritt und konnte ein Mann nach dem anderen überholen. Motiviert trat ich in die Pedalen und bald hatte ich auch die Drittplatzierte in Sichtweite, welche ich sogleich überholte und distanzierte. Den 3. Platz brachte ich dann auch sicher bis ins Ziel. 

 

Am dritten Tag warteten nochmals über 2000 Höhenmeter auf uns. Mein Ziel war es, bis zur ersten Verpflegung bei Kilometer 25 an der Spitze dran zu bleiben. Der Plan ging auf und so gingen wir zu viert in den ersten langen Aufstieg. Es wurde sogleich ordentlich aufs Gaspedal gedrückt. Das Tempo war mir zu hoch und so musste ich das Trio ziehen lassen. Die restlichen 40km war ich zwar alleine unterwegs, kam aber weiterhin gut voran und als 4. über die Ziellinie. 

 

Und dann folgte auch schon die Schlussetappe, bei der es von den ersten Kilometern ziemlich zur Sache ging. Ich war im Spitzentrio unterwegs und half mit, den Abstand zum Rest des Feldes so schnell wie möglich zu vergrössern. Das Tempo war extrem und so musste ich einmal abreissen lassen. Bei Kilometer 35 ging es in den langen Aufstieg. Im Nacken hatte ich die Vize-Weltmeisterin von 2019, die am Berg richtig viel Power hat. Wollte ich den 3. Rang verteidigen, dann musste ich nun ordentlich Gas geben. Einfach nicht zurückblicken und so schnell wie möglich die nächsten 10km den Berg hoch, dachte ich mir. Es war ein „Überlebenskampf“. Meine Beine fühlten sich aber richtig gut an und so konzentrierte ich mich nur darauf, ein Mann nach dem anderen vor mir aufzuholen. Und dann war tatsächlich die Tafel in Sichtweite, welche die letzten 5km ankündigte. Es ging jetzt praktisch nur noch bergab, über viele schlammige und wurzelige Trails. Ich wusste, dass ich da stärker bin als meine direkte Verfolgerin und den dritten Rang nun nur noch sicher ins Ziel bringen musste. Die letzten 5km waren dann wirklich nochmals zum Geniessen und so konnte ich zum Abschluss erneut aufs Podest fahren. 

 

Nach 255Kilometern, 7100 Höhenmetern, 13 Stunden Rennzeit im Schlamm und zwei Podestplätzen konnte ich mir den vierten Rang in der Gesamtwertung sichern. 



#8 : Erkundungstour durch das Engadin

02.07. - 04.07.2021: Engadin Bike Giro

Etappe 1: St. Moritz – Silvaplana 

Am Freitag startete ich ins Abenteuer “Etappenrennen”. Nach dem Start mitten in St. Moritz kam zuerst eine kurze Abfahrt, ehe es in den ersten von mehreren Anstiegen ging. Ich positionierte mich als Dritte und kam gut voran. Leider wurde ein Grossteil des Feldes falsch geleitet, sodass wir eine unfreiwillige Schlaufe machten und es zu Stau in den Singeltrails kam. Statt Dritte war ich nun Drittletzte. Doch relativ schnell konnte ich mich auf den vierten Platz zurückkämpfen. Auf einer schönen Singeltrailabfahrt von der Alp Suvretta hatte ich Platz drei in Sichtweite. Im zweitletzten, steilen Anstieg konnte ich die Lücke zufahren und mich sogleich distanzieren. Auf den letzten 13 Kilometer gab ich nochmals alles und konnte den dritten Platz sicher ins Ziel bringen. 

 

Etappe 2: Celerina – Silvaplana 

Über 2500 Höhenmeter und 65 Kilometer standen am zweiten Tag auf dem Programm. Zwei 10km lange und teilweise ziemlich steile Aufstiege gab es zu bewältigen. Ich bin mir weder solch lange Aufstiege noch zwei Renntage hintereinander gewohnt. So schockte ich meinen Körper einmal ordentlich. Nach dem Start in Celerina ging es erstmals nur berghoch. Die zweite Etappe war für mich von Anfang an eher ein Leiden. Meine Beine fühlten sich ziemlich schwer an und ich hatte Mühe, in einen guten Rhythmus zu kommen. Doch die Strapazen berghoch wurden mit wunderschönen Singeltrailabfahrten belohnt. Ich kämpfte mich durch und überquerte als 5. die Ziellinie. Leider verlor ich aber viel Zeit auf die Spitze. 

 

Etappe 3: Silvaplana – Silvaplana 

Wenn der zweite Tag schon so hart ist, dann kann es am dritten Tag ja heiter werden. Doch ein neuer Tag, ein neues Glück, ging es mir auf der Schlussetappe wieder viel besser. Nach einem langen Flachstück um den Silvaplanersee folgten ein paar kurze Anstiege. Ich war immer auf Sichtweite mit der Viertplatzierten, konnte die Lücke aber nicht schliessen. Im längeren Aufstieg nach Salastrains verlor ich den Sichtkontakt, kam aber in meinem Rhythmus recht gut vorwärts. Am Schluss der Etappe wartete nochmals ein 10km langes Flachstück um den Silvaplanersee. Ich fuhr ganz alleine und kämpfte mich erstmals gegen den starken Gegenwind. Nach dem Wendepunkt freute ich mich auf viel Rückenwind und konnte wieder als 5. in der Tages- und auch Gesamtwertung das Ziel überqueren. 

#7 : Heisse Kiesgruben und brutale Aufstiege

20. & 27.06.2021: Swiss Bike Cup Gränichen & Savognin

Die letzten beiden Wochenenden standen zwei Läufe des Swiss Bike Cups auf dem Programm. Während ich bei meinem Heimrennen in Gränichen jeden Zentimeter der Strecke in- und auswendig kenne, erwartete mich in Savognin eine unbekannte Strecke (die ich aber so schnell nicht mehr vergesse). 

Vor einer Woche freute ich mich auf das Heimrennen. Schon seit Wochen trainieren wir immer wieder auf der Strecke, damit wir den Heimvorteil auch ausnützen können. Bei heissen Temperaturen wurden wir auf die Strecke geschickt. Am Start hatte ich ziemlich Mühe und wurde im Feld einmal nach hinten durchgereicht. Nach den holprigen ersten Minuten konnte ich dann aber eine Aufholjagd lancieren und Zeit und Plätze gut machen. Die Aufstiege in den beiden Kiesgruben während der brütenden Mittagshitze waren ziemlich kräfteraubend. Dafür wurden wir aber immer wieder mit coolen Abfahrten belohnt (Danke an die Streckenchefs vom RC Gränichen!). Am Schluss konnte ich als 20. die Ziellinie überqueren. 

 

Am Sonntag ging es dann in Savognin weiter. Ich war gespannt auf die Strecke, die für die meisten Fahrer neu war (Savognin war vor 13 Jahren letztmals Veranstalter eines Swiss Bike Cups). Die Strecke war physisch richtig anspruchsvoll. Es gab viele steile Aufstiege zu bewältigen. Bis auf eine Waldabfahrt war es aber technisch nicht sehr herausfordernd. 

Nach dem Start brauchte mein Dieselmotor wieder etwas Zeit, um auf Hochtouren zu kommen. Ich kam zwar etwas besser weg als bei den vorherigen Rennen, war nach der ersten Zielpassage aber nur auf Platz 23. Doch es warteten noch sechs weitere anstrengende Runden. Ich fand schnell einen guten Rhythmus und konnte endlich wieder einmal richtig kraftvoll in die Pedalen treten. Die steilen Anstiege liessen die Beine fast explodieren, aber genau dort konnte ich immer wieder Zeit gut machen. Nach 90 Minuten war ich zufrieden als 14. im Ziel. Nach schwierigen Wochen war ich sehr erleichtert, dass sich das Rennen fahren wieder einmal richtig gut anfühlte. Hoffentlich geht es nach längerer Durststrecke so weiter. 

#6 : Steil, steiler, Leogang

13.06.2021: UCI MTB World Cup Leogang

Erstmals reiste ich für ein Weltcuprennen nach Leogang. Ich war gespannt auf die Strecke, welche ich bis anhin nur aus dem Fernseher kannte. Aber es sollte steil werden. 

Und das wurde es auch. Die Aufstiege sind lang und teilweise richtig steil, genauso wie ich sie mag. Die Abfahrten sind gespickt mit vielen Wurzeln und Steinen. Durch den vielen Regen war es matschig und eine ziemlich rutschige Angelegenheit. Das Streckenprofil sagte mir sehr zu und so ging ich am Sonntag nervös aber guten Mutes an den Start. 

Eine Startrunde und fünf grosse Runden standen auf dem Programm. Da die Strecke wie schon erwähnt physisch sehr anspruchsvoll ist, ist ein gutes Einteilen der Kräfte sehr entscheidend. Nichtsdestotrotz wurde bereits am Anfang um jede Position gekämpft. Leider konnte ich in diesen Kampf nicht wirklich einsteigen, da meine Beine überhaupt nichts hergaben. Ich kam nicht wirklich auf Touren und musste aufpassen, um den Anschluss ans Feld zu halten. 

Die erste Abfahrt missglückte dann auch noch, da ich mit dem Vorderrad hängen blieb und einmal über den Lenker flog (und gleich noch einen Fotografen samt Kamera mitriss – sorry). 

Auf der ersten Runde fühlte ich mich immer noch nicht so blendend, kam aber doch etwas besser in Fahrt. Leider staute es in den engen Passagen und so konnte ich nicht immer voll am Limit fahren. 

Je länger das Rennen dauerte, desto besser fühlte ich mich. Auf der zweiten und dritten Runde konnte ich nochmals einige Plätze gut machen und fuhr auch deutlich schnellere Rundenzeiten. Die Mission „das Feld von hinten aufrollen“ war lanciert. Doch dann wurde meine Aufholjagd abrupt gestoppt. Aufgrund der 80%-Regel wurde ich schon zwei Runden vor Schluss aus dem Rennen genommen und klassierte mich somit auf Rang 52. 

#5 : Flug über Saanen

30.05.2021: Schweizer-Meisterschaft Gstaad

Die diesjährigen Schweizer-Meisterschaften wurden rund um den Flugplatz Saanen/Gstaad ausgetragen. Da ich aktuell nicht wirklich im Vollbesitz meiner Kräfte bin, ging ich zwar motiviert aber ohne grosse Erwartungen ins Rennen. 

Boarding – Die Startaufstellung erfolgte neben der Landebahn auf dem „Gstaad Airport“. Fokussiert und etwas nervös wartete ich auf das Startsignal um punkt 12:00 Uhr. 

Einrollen – Zügig, aber noch nicht Vollgas, ging es über die Flugpiste in Richtung Wald. Der Weg wurde immer enger und das Tempo immer schneller. Da das Feld noch dicht beisammen war, musste man exakt seine Linie halten, um Stürze zu verhindern. 

Take-Off – Nach gut einem Kilometer in der Fläche, kurz vor dem Aufstieg, drückten alle aufs Gaspedal. Es geht steil berghoch. Zwar liegen nicht allzu viele Höhenmeter vor uns, aber die haben es wirklich in sich. Ich versuchte einen guten Rhythmus zu finden, musste aber bereits ein paar Fahrerinnen ziehen lassen. Im Laufe des Rennens konnte ich aber immer wieder in diesem Aufstieg Konkurrentinnen distanzieren. 

Flughöhe erreicht – Die kräftezerrenden Höhenmeter geschafft, folgte ein kurzes Auf und Ab über holprige Wiesen direkt in die Kiesgrube. Wirklich viele technische Passagen gibt es nicht. Aber leider wurde mir genau die spitzen Steine in der Kiesgrube in der zweitletzten Runde zum Verhängnis: Plattfuss eingefahren. 

Landeanflug – Nach der Zick-Zack-Fahrt durch die Kiesgrube ging es via eine kurze Abfahrt auf einer Waldstrasse zurück in die Fläche. Nicht wirklich herausfordernd zum Fahren, nur mit dem erwähnten Schleicher am Hinterrad waren die Kurven etwas mit Vorsicht zu geniessen. 

Landing – Nach der sicheren Landung geht es knapp einen Kilometer in der Fläche zurück ins Start-/Zielgelände. Kurz nach dem Ziel war die rettende Techzone stationiert – Danke Papi für den Radwechsel! 

Den ganzen Flug haben wir insgesamt sechs Mal wiederholt. Ich habe alles gegeben, bis zum Schluss gekämpft und die Ziellinie schlussendlich zufrieden und wieder einmal mit einem Lächeln im Gesicht überquert. Das Resultat ist für mich momentan zweitrangig. Wichtig ist, dass es wieder Schritt für Schritt aufwärts geht. 

#4 : Einblicke in den Weltcup

09.05. & 16.05.2021: UCI MTB World Cup Albstadt & Nove Mesto

Weltcup – für mich immer noch etwas ganz Spezielles, an einem Weltcup starten zu können. Hier einen kurzen Einblick, wie so eine Weltcupwoche aussieht: 

Am Donnerstag oder Freitag reise ich jeweils an, da man am Freitagmorgen seine Startnummer geholt haben muss. Fürs Training stehen jeder Kategorie fixe Zeiten zu, sodass man täglich 60-90 Minuten auf der Strecke fahren darf. 

Das erste Streckentraining am Freitag nutze ich, um mir die Schlüsselstellen in Ruhe anzuschauen, verschiedene Linien auszuprobieren und mit der Strecke vertraut zu werden. Meistens „wandere“ ich die Strecke später auch noch zu Fuss ab und schaue den Männern beim Training zu. So kann ich ihre Linien abschauen und mir die technischen Stellen nochmals einprägen. 

Der Samstag verläuft ähnlich. Das Trainingsfenster nutze ich, um nochmals ein paar Runden auf der Strecke zu fahren. Dabei geht es darum, die technischen Passagen im Renntempo zu fahren und auch mal in den Aufstiegen Gas zu geben. Nach dem Streckentraining gibt es noch ein kurzes Ausfahren, damit die Beine am Renntag dann hoffentlich viel hergeben. Der Rest vom Tag nehme ich es recht gemütlich, ruhe mich aus und mache das Bike parat für das Rennen. 

Am Sonntag steigt dann die Nervosität. Drei Stunden vor dem Rennen noch etwas essen und dann geht es bald auf das Renngelände. Dort checke ich das letzte Mal das Material, hole den Zeitmesschip und dann beginnt bald schon das Warm-up auf der Rolle. 15 Minuten vor dem Start geht es in die sogenannte Startbox und dort ist die Anspannung ziemlich hoch. 100 Fahrerinnen sitzen alle nervös auf ihrer surrenden Rolle und Betreuer und Medien- leute wuseln herum. Ich versuche mich nur auf mich zu konzentrieren, in meinem „Tunnel“ zu sein, ehe die Startaufstellung erfolgt und bald schon der ersehnte Startschuss kommt. 

Wie es mir bei den beiden Rennen ergangen ist? Der Wettkampf in Albstadt ist schnell erzählt. Nach einem guten Start bin ich förmlich explodiert und brachte absolut keine Leistung mehr. Eine ziemlich bittere Niederlage. 

In Nove Mesto lief es schon deutlich besser als die letzten zwei Rennen. Ich fand einen guten Rhythmus und kam recht gut über die schlammige Strecke. Eine solide Leistung aber sicherlich noch lange nicht dort, wo ich sein möchte. 

#3 : Ein Rennen zum Vergessen

02.05.2021: Swiss Bike Cup Leukerbad

Die grosse Frage vor dem Auftakt des Swiss Bike Cups in Leukerbad: Liegt am Sonntagmorgen Schnee auf der Strecke? Zum Glück nicht, aber bitterkalt war es trotzdem. Doch der starke Wind half, dass die Strecke im Vergleich zum Samstag noch deutlich abtrocknete und recht gut befahrbar war. 

Das Startfeld war mit über 60 Fahrerinnen wieder recht gut und stark besetzt. Die Teilnehmerzahl steigt bei den Rennen immer mehr. Wohl ein „Corona-Phänomen“, da viele Athleten nun jede mögliche Rennmöglichkeit nutzen wollen. 

Ich konnte mit Startnummer 44 im Mittelfeld starten. Die Konkurrentin vor mir ging dann etwas euphorisch in die Kieskurve und stürzte. So musste ich auch voll abbremsen und so schnell wie möglich dem „Gewühl“ ausweichen. Danach ging es in den langen, sehr steilen Anstieg. Mein Plan war es, mich dort nach vorne zu arbeiten. Leider wollte das aber nur mein Kopf, meine Beine hingegen streikten. Ich kam überhaupt nicht auf Touren und kam nur sehr mühselig voran. Immerhin gelangen mir die rutschigen Wiesen- und Wurzelpassagen ohne grössere Fehler. 

Mit meiner Hoffnung, dass es im Laufe des Rennens besser wird, wurde nichts. So waren es für mich 90 lange und quälende Minuten. Eigentlich mag ich die steile Strecke in Leukerbad. Doch wenn man keine Energie hat, werden die harten Aufstiege gefühlt noch steiler. Naja, die Ziellinie überquerte ich frustriert auf dem 35. Platz. Jetzt heisst es: Abhaken und nach vorne schauen. 

 

#2 : Eine eiskalte Schlammschlacht

21.03.2021: MTB Bundesliga Obergessertshausen 

Es herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt zum Auftakt der MTB Bundesliga in Obergessertshausen. Die vielen Wiesenabschnitte glichen einer einzigen Matschpampe. Im Wald hingegen lag noch Schnee und die Trails waren gefroren. Die gesamte Strecke war somit ziemlich rutschig.  

Zu dreissigst wagten wir uns auf die Strecke. Den Start verschlief ich dann zünftig und wurde im Feld einmal nach hinten durchgereiht. Ich kam nicht wirklich auf Touren und meine Beine fühlten sich schon zu Beginn schwer an. Ich versuchte dennoch irgendwie in einen Rhythmus zu kommen. Die ersten zwei Runden waren mehr ein Kampf mit mir selbst und mit dem rutschigen Untergrund. Ende zweite Runde machte ich dann noch Bekanntschaft mit dem Boden. Doch danach war ich irgendwie wach und konnte nochmals richtig aufdrehen.  

Ich hatte bald eine grössere Gruppe vor mir und begann mit der Aufholjagd. Plötzlich brachte ich wieder viel mehr Druck auf die Pedalen, kam immer schneller über die gefrorenen Trails und konnte Zeit und Plätze gut machen. 

Die Wiesenpassagen wurden nahezu unbefahrbar und kosteten ziemlich viel Kraft. Den Aufstieg in der Wiese konnte man am Schluss nur noch rennend bewältigend, da man sonst keinen Zentimeter mehr vorwärts kam. In der letzten Runde mobilisierte ich meine letzten Kräfte und konnte weitere Plätze gut machen. 

Nach 80-minütiger Schlammschlacht überquerte ich die Ziellinie schlussendlich auf dem 12. Rang und ergatterte mir noch ein paar UCI-Punkte. Nachdem ich mein Bike von gefühlt 10 Kilogramm Schlamm befreit hatte, ging es dann schnell zurück in die Wärme. 

 

#1 : Weltcup-Feeling zum Saisonstart

27.02. & 07.03.2021: Coppa Città di Albenga & Internazionali d`Italia Series Andora 


Obwohl erst Ende Februar, stellten sich schon 40 Athletinnen an die Startlinie des Rennens in Albenga. Ich war (wie jedes Jahr vor dem Saisonstart) recht nervös, stellt sich doch immer die Frage, wie man sich über den Winter entwickeln konnte.  

Nach dem Start ging es zuerst einige Minuten berghoch, ehe es etwas flach wurde und anschliessend eine rasante Abfahrt über viele Steine und Felsen folgte. Im Start- / Zielbereich gab es zudem einige giftige Anstiege. Man konnte seine Form also schon mal gründlich testen. 

Beim Start reihte ich mich im vorderen Mittelfeld ein. Es war aber auf der ersten Runde etwas Geduld gefragt, da die Strecke recht eng war und kaum Platz zum Überholen bot. Die wenigen breiteren Stellen nutzte ich, um mich etwas nach vorne zu arbeiten. Ab der zweiten Runde war das Feld dann auseinandergezogen und es gab mehr Platz. Ich fand sehr schnell wieder zurück in den Rennrhythmus, konnte mich kontinuierlich nach vorne arbeiten und als 8. die Ziellinie überqueren. 

 

Eine Woche später stand in Andora bereits das nächste Rennen auf dem Programm. Der Blick auf die Startliste versprach einen Mini-Weltcup. Über 50 Fahrerinnen waren gemeldet, darunter die absoluten Top-Cracks der Szene. 

Dementsprechend ging es bereits nach der Startlinie ordentlich zur Sache. Das Tempo war sehr hoch, was auf der Startrunde bereits die ersten Sturzopfer forderte. Ich konnte dem Gewühl recht gut ausweichen und mich irgendwo im Mittelfeld einreihen. Die Beine drehten perfekt und ich brachte viel Power auf die Pedalen. Leider konnte ich mich aber mit der technischen Strecke nicht ganz anfreunden. Die vielen Steinpassagen wollten mir einfach nicht wirklich gut gelingen und so war ich in den Abfahrten im gefühlten Schneckentempo unterwegs. Ich verlor unnötig viel Zeit in den technischen Passagen, wodurch am Ende nur der 28. Rang herausschaute. 

Dennoch blicke ich auf einen gelungen Saisonstart zurück. Viel Positives nehme ich mit und an den „Baustellen“ wird in den nächsten Wochen intensiv gearbeitet. 

Übersicht News 2021

# 1 : Weltcup-Feeling zum Saisonstart 
# 2 : Eine eiskalte Schlammschlacht
# 3 : Ein Rennen zum Vergessen
# 4 : Einblicke in den Weltcup
# 5 : Flug über Saanen


#  6 : Steil, steiler, Leogang
#  7 : Heisse Kiesgruben und brutale Aufstiege
#  8 : Erkundungstour durch das Engadin
#  9 : Viertägige Schlammschlacht im Schwarzwald
#10: Der Klassiker auf der Pferderennbahn


#11: Tschüss Geisterrennen und Hallo Marathon
#12: Silber an den Schweizer-Meisterschaften
#13: Eine unvergessliche WM-Premiere